Von Georg Anker
"Wir möchten uns nochmals herzlich bedanken bei der Wirtin Maria Schlechter für das vorzügliche Essen und den wunderbaren Gesang , schrieb ein Berliner Ehepaar 1928 auf einer Ansichtskarte, adressiert an "Gasthaus Stangl Tirol .
Die alte Stanglwirtin, die 1946 starb, erkannte schon sehr früh, was eine gute Küche und ein nettes Gsangl für einen Tiroler Gastbetrieb bedeuten: Leib und Seele müssen zufrieden gestellt werden. Das war mit ein Geheimnis des Erfolges beim Stanglwirt und hat Gültigkeit bis in unsere Zeit herauf.
Bei der ersten bekannten Stangl-Sängergruppe sang ihr Neffe Sepp, allgemein nur bekannt unter dem Namen "Stangl Sepp , mit seinen Freunden dem jungen Ebner Bauern und späteren Stanglwirt Lois Hofer und dem Schmied Sepp aus Ellmau. Von diesem frühen Stanglwirt-Männerdreigesang sind keine Tonaufzeichnungen erhalten, wir können nur erahnen, wie es geklungen hat. Das Trio löste sich auf, als Stangl Sepp einrücken musste und an der Eismeerfront 1941 den Soldatentod fand.
1944 übergab die Stanglwirtin Maria Schlechter den Besitz ihrer Großnichte Anna und diese führte die musikalische Tradition des Hauses zur großen Freude der alten Wirtin weiter. Schon ein Jahr vorher hatte sie zusammen mit Lois Hofer, ihrem Lebensgefährten und seiner Schwester Liesi ein Gsangl zusammengestellt, das dann unter dem Namen "Stangl-Trio weit über die Region hinaus bekannt werden sollte.
Schnell hatte sich herumgesprochen, dass beim Stangl wieder viel gesungen wurde. Anna, Lois und Liesi kannte man bereits als ausgezeichnete Sänger, wie gut musste der Klang erst sein, wenn sie zusammen im Trio auftraten.
Während des Krieges fanden beim Mautnerwirt im benachbarten St. Johann regelmäßig Unterhaltungsabende der deutschen Urlauberorganisation KdF (Kraft durch Freude) statt, zu denen einheimische Sänger- und Musikergruppen für das Rahmenprogramm engagiert wurden. Einer dieser Auftritte war höchstwahrscheinlich der offizielle Start des berühmten "Stangl-Trios .
Es mutet eigenartig an und verwundert, wenn wir hören, welche Lieder da vorgetragen wurden. Neben Tiroler Volksliedern und Jodlern sang man auch Schlager wie "es rauscht das Meer die ewig gleiche Melodie oder "Träume von der Südsee, von den Nächten auf Hawaii . Das Publikum war begeistert von dieser Mixtur, die heutigen Volksmusikexperten würden nicht alles gutheißen, was die Sänger damals in ihrem Repertoire zum besten gaben.
Das Stanglwirtstrio hatte großen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung des Gasthauses. Mit den alljährlichen Sängertreffen, 1949 auf Initiative der Wirtsleute gegründet, wurde der Stanglwirt nun zum Mekka eingefleischter Volksmusikfreunde.
Viele Sängergruppen nahmen sich den Gesang des Trios zum Vorbild und kopierten ihre Art der Stimmführung. Am besten und angenehmsten erklang es, wenn eine hohe Männerstimme zwei Melodie führende Frauenstimmen im Dreiklang ergänzte. In dieser Besetzung klangen die schlichten Lieder aus dem Tiroler Unterland am besten.
Der Rundfunk wurde aufmerksam auf die Sänger aus Going und lud sie zu Tonaufnahmen nach Innsbruck ein. Bei den populären sonntäglichen Wunschkonzerten und den Volksmusiksendungen von Radio Tirol war das Stanglwirtstrio nun immer häufiger zu hören und erreichte einen hohen Bekanntheitsgrad im ganzen Land.
Wie bekannt die Stangl Sänger waren, zeigt sich darin, dass sich 1960 ein amerikanisches Aufnahmeteam der Plattenfirma CBS nach Going bemüht hat, um eine Schallplatte mit dem Trio zu produzieren. Das neu erbaute Stüberl im ersten Stock verwandelte sich für kurze Zeit in ein Aufnahmestudio und es entstand die Langspielplatte "Greetings from Tyrol , die das musikalische Geschehen beim Stanglwirt in einmaliger Weise dokumentierte. Für uns heute eine ungewöhnliche und kostbare Rarität!
Auf der Platte sind nicht nur das Stangl Trio zu hören, sondern auch andere Hausmusikanten, die bei den öffentlichen Auftritten dabei und im Programm meist fest eingebunden. Waren. Zu den bekanntesten gehörte Georg Wackerle aus Garmisch. Er begleitete das Trio meisterhaft mit dem Akkordeon und sprang auch manchmal als Sänger ein. Nicht zu vergessen die Leni Dellacher aus Osttirol, die beim Stangl als Kellnerin arbeitete! Sie war eine bekannte Solo Jodlerin, sang aber auch in der Gruppe mit Wackerle Schorsch, mit Liesi, der jungen Stangl Maria und der Stanglwirtin. Das gab es einfach nicht, dass beim Stangl kein Gesang zur Verfügung stand, auch wenn einmal eine oder zwei Stimmen ausfielen.
Stangl Trio und Stangl Gasthaus, eins ohne das andere, undenkbar in dieser Zeit! Tiroler Abende, Partys oder einfach gemütliches Zusammensitzen, das Stangl Trio war immer dabei und das gefiel den "hohen Herrschaften", die sich hier im alten Gasthof und in der Gesellschaft der Sänger sehr wohl fühlten.
Es würde zu weit führen, all die berühmtenPersönlichkeiten anzuführen, die Prominentengalerie in den Gängen des Gasthauses vermittelt einige Eindrücke.
Im Jahr 1964 schlug das Schicksal hart zu. Am 21. Juni starb die Stanglwirtin Anna Hauser im Alter von erst 49 Jahren.
Es war nicht nur ein großer Schock für die hinterbliebenen Familienmitglieder. Bestürzung und tiefe Trauer erfasste alle Sänger, Volksmusikanten und Volksliedfreunde, als sich die Nachricht von ihrem Tod verbreitete. Aber eines war sicher! Wenn die um das Volkslied so verdiente Stanglwirtin noch einen Wunsch aussprechen hätte dürfen, so würde er wohl gelautet haben: Beim Stanglwirt soll weiter gesungen werden!
Eine wichtige Rolle in dieser Zeit spielte die Tochter Maria, ebenfalls mit den musikalischen Talenten ihrer Eltern ausgestattet, die mit ihrem jüngeren Bruder Balthasar und der Tante Liesi den Dreigesang weiterhin pflegten.
Als sich bereits abzeichnete, dass Maria im kärntnerischen Dellach Schlosswirtin werden sollte, stellte der damals erst siebzehnjährige Sohn Hausal mit Lanzen Moidi und Liesi Hofer ein neues Stanglwirtstrio zusammen. Vater Alois stand mit Rat und Tat zur Seite, als es galt, die "stanglische" Art zu singen für die Zukunft weiterzugeben.
Inzwischen brachte es Hausal auf der Gitarre und auf der "Ziach zu einer allgemein anerkannten Fertigkeit. Er setzte seine instrumentalen Kenntnisse für eine unverwechselbare Art der Liedbegleitung ein und gab damit dem Gesang als Ganzes eine neue Note.
Ein glücklicher Zufall führte Regie, als der junge Stanglwirt zusammen mit seinem Freund Lanzen Toni, vom Feuerbrennen am Kaiser zurückkommend, einmal zu später Stunde den Ebbser Hauptschullehrer Georg Anker in der alten Stube beim Feiern antraf. Die "Zugin" ausgepackt, die Gitarre war ja schon in voller Aktion, und so sang man drauf los, dass alle nur so staunten. Etwas ungewöhnlich für diese Zeit, stimmten sie Hofers Abschied "Ach Himmel, es ist verspielt an. Überrascht vom guten Zusammenklang der Stimmen, beschloss man, sich jetzt öfters beim Stangl zu treffen. Diese Sonnwendnacht 1966 war der Beginn einer Jahrzehnte lang anhaltenden musikalischen Sängerfreundschaft, seit dieser Zeit gibt es die "Stanglwirtsbuam.
In den folgenden Jahren wurden bei Radio Tirol immer wieder Lieder aufgenommen, und es wurden Langspielplatten und CD s produziert.
Hausal, Toni und Schorsch erinnern sich gerne an diese Zeiten:
Alles ging noch etwas primitiv zu, die technischen Möglichkeiten waren noch nicht so weit. Ein Lied musste so oft gesungen werden, bis der Aufnahmeleiter zufrieden war. Dass sich die Aufnahmen bis heute herüber gerettet haben, ist sehr verwunderlich.
Die erste Platte produzierten wir in einem Weingut in der Nähe von Bozen. Chef der Plattenfirma war kein Geringerer als der später so berühmte Industrielle Hans Peter Haselsteiner. Der vorzügliche und reichlich genossene Wein beflügelte unsere Gesangeskünste und so gelang das Werk trotz einiger technischer Unzulänglichkeiten. Es war dies übrigens die einzige Schallplatte, welche diese Firma produziert hatte.
In Innsbruck machten wir einmal Aufnahmen in einer privaten Wohnung eines bekannten Toningenieurs. Überall waren Matratzen aufgestellt, um den Schall zu dämmen. Es war so beengt, dass wir uns kaum rühren konnten und da passierte es: Eine offene Weinflasche wurde umgestoßen und der Wein ergoss sich über die Aufnahmegeräte, die augenblicklich ihren Geist aufgaben. Da zeigte sich die technische Genialität unseres Tonmeisters. Alle wurden mit einem Haarfön ausgestattet und nach halbstündigem Gebläse auf die Apparaturen funktionierten sie wieder. Die Aufnahmen gelangen übrigens bestens.
Ende der 60er Jahre war der Tiroler Rundfunk noch im Gebäude des Tiroler Landhauses untergebracht. Zuständig für Volksmusik und Blasmusik war der unvergessliche Prof. Tanzer, der uns zu Aufnahmen nach Innsbruck einlud. In unglaublichen eineinhalb Stunden wurden 7 Titel aufgenommen, das war zumindest Landesrekord. Kaum waren wir mit einem Lied fertig, hörten wir aus dem Regieraum die Stimme des Hr. Professors: "Gekauft! Seine Frau saß währenddessen in einem kleinen Verschlag am Ende des Raumes, ließ sich nicht bei einer mitgebrachten Brotzeit stören und murmelte immer nur vor sich hin: "Bei dem Gesang könnt ich stundenlang zuhören! Das machte uns natürlich sehr stolz, weil sie es ehrlich meinte, anderseits verführte es uns nicht zur Selbstüberschätzung, wir wussten ja, dass die Interessen Tanzers mehr auf dem Gebiet der Blasmusik lagen.
In diesem Tempo war später nichts mehr zu machen, die Profis bei den Aufnahmen hatten gleich bemerkt, dass wir schlecht vorbereitet waren. Textschwierigkeiten ließen sich nicht verschleiern, schon deshalb, weil wir nie eine Probe abhielten. Toni hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, als er nach anstrengenden Stunden im Tiroler Landesstudio einmal folgende Aussage tätigte: "Dös is a guade Prob gewesen, jetzt kinna ma wieder a paar neue Liadl!
Spätere Höhepunkte waren Auftritte im Fernsehen, in der amerikanischen Botschaft in Wien, häufige Besuche bei den königlichen Familien in Lech am Arlberg und die Gestaltung der Hochzeitsmesse der Präsidententochter in Mexiko. Dorthin begleitete sie Pepi Eberharter aus Kitzbühel, der beim Stangl häufig als Sänger und Musikant einsprang.
Neben zahlreichen Sängerreisen ins In- und Ausland waren aber nach Aussage der Sänger die zufälligen Treffen mit anderen Sängergruppen, mit Freunden und Gleichgesinnten, bei denen man spürte, dass sie dem Gesang zugetan waren, am schönsten. Alle liefen zur Hochform auf, der Wein ölte die Stimmbänder und häufig beendete erst die aufsteigende Sonne das musikalische Treiben oben im kleinen Stübchen des ersten Stockes.
Im "gstandnen Mannesalter tauchte einmal die Frage auf, ob sie sich schon noch "Stanglwirtsbuam nennen sollten. Ein Schüler von Schorsch legte zu dieser Diskussion noch ein Schäuferl dazu, als er in einem Aufsatz schrieb: "Unser Direktor ist schon sehr alt, obwohl er ein Stanglwirtsbua ist. Die "Buam" beteiligten sich nicht an der Debatte und so blieb es auch beim überlieferten Namen, der bei Auftritten die Zuhörer zum Schmunzeln verleitete.
Mitte der 90er Jahre steckten alle Sänger etwas zurück. Toni wurde erfolgreicher Gastwirt, Hauser war voll beschäftigt mit seinen Hotelbauten und Schorsch verlegte einen Teil seiner Interessen ins sonnige Griechenland. Mittlerweile sind alle drei stolze Opas und sie singen, wenn es ihnen Spaß macht. Wichtige Termine sind immer noch die Sängertreffen und die Klöpflnacht, aber auch sonst treffen sie sich, wenn Hauser sie ruft.
Der junge Stanglwirt war immer darauf bedacht, dass der überlieferte Klang des ursprünglichen Stanglwirtstrios, also mit zwei Frauenstimmen und einer hohen Männerstimme, weiterhin gepflegt wird, in der weisen Erkenntnis, dass ein typisches "Stanglwiaschtsliad" nur so den Erwartungen der Zuhörer gerecht wird. In dieser traditionellen Besetzung entfaltet sich der musikalische Charme vieler echter Volkslieder.
Im Sommer 1973 ergab es sich, dass Hausal die Bekanntschaft zweier hervorragender Sängerinnen machte. Elfi Hintner aus Bruckhäusl und Resi Horngacher aus Söll traten anlässlich eines Tirolerabends mit einer Plattlergruppe beim Stangl auf und gaben einige Lieder zum besten.
Nach dem offiziellen Auftritt wurde in der alten Stube weiter gesungen und zur musikalischen Runde gesellte sich auch der junge Stanglwirt. Er war ganz begeistert von den jungen frischen Stimmen und fragte gleich an, ob er mit ihnen mitsingen dürfe. Es lief ganz hervorragend, die Stimmen passten gut zusammen und Elfi und Resi sagten auch gleich zu, als er mit ihnen auf der Bühne auftreten wollte. Hauser wusste sofort, dass hier ein neues Stangltrio im Entstehen war, eine Singgruppe, die ganz im Sinne und Stile der alten Stanglwirtsleute sang und auch so ähnlich klang. Bei einigen Proben wurde ein ansehnliches Repertoire an Liedern geschaffen und dem ersten erfolgreichen Auftritt sollten in den nächsten Jahren noch viele folgen.
1976 kam es beim Sängertreffen neuerlich zu einer musikalischen Veränderung. Da Hauser sehr beschäftigt war, mit den Gästen und außerdem mit den Stanglwirtsbuam auftreten musste, traf es sich recht gut, dass sich die Cousine von Resi, Marie Luise, zu Elfi und Resi gesellte und die zwei Sopranstimmen mit ihrer wunderbaren Altstimme abrundete. Der damalige Sprecher beim Sängertreffen, Sepp Landmann, war von dem neuen Dreigesang äußerst angetan und stellte ihn auch gleich den vielen Zuhörern unten im Saal als "Söllandler Dreigesang vor. Mit dieser Triobezeichnung war aber Hauser weniger einverstanden und schlau wie er war, konnte er die Sängerinnen überzeugen, dass sie eigentlich "Stanglwirts-Dirndln" waren, und so blieb es auch für viele Jahre bei dieser Bezeichnung.
Beinahe übergangslos, vom Klang und der Qualität her kaum wahrgenommen, vollzog sich in den nächsten Jahren ein Wechsel bei den Sängerinnen. 1978 sprang Maria, die Schwester von Resi für Maria Luise ein, die im Hotelgewerbe auswärts tätig war.
Mitte der 90er Jahre musste Elfi, diese hervorragende Sängerin mit ihrem klaren Sopran, aus gesundheitlichen Gründen das Singen aufgeben. Ihre Stimme übernahm nun Agnes, die dritte Schwester von den Stöckl Dirndln und weil jetzt alle zu reifen Frauen herangewachsen waren, nannten sie sich nun "Stanglwirts-Dreigsang .
Der angenehme Klang ihrer Stimmen gepaart mit persönlichem Charme und feschem Aussehen erschloss den Stanglwirts-Sängerinnen alle Möglichkeiten. Sie waren stets gern gesehene Gäste bei Sängertreffen im In-und Ausland. Auftritte im Fernsehen und Rundfunk, ja sogar auf Kreuzfahrerschiffen trugen ebenfalls zu ihrem Bekanntheitsgrade bei. Auf zahlreichen Platten und CDs sind ihre wunderbaren Stimmen zu hören. Immer wieder gern genossen die Vertreter der Prominenz beim Stanglwirt ihre Gesellschaft und waren mit ihnen freundschaftlich verbunden.
In den späten 70er Jahren kam es beim Stanglwirt zu einer schicksalhaften Begegnung. Einer von den Reith im Winkler-Sängern hatte seine hübsche Nichte Magdalena zum Sängertreffen nach Tirol mitgenommen. Was soll man lange herum reden? Beim jungen Stanglwirt Hauser funkte es beim Anblick der feschen Bajuwarin ganz gehörig und als sich herausstellte, dass sie gut singen konnte und auch ein Musikinstrument beherrschte, war ihm klar, das muss sie sein. 1984 wurde geheiratet und heute ist Magdalena seine Frau, welche alle hohen Anforderungen an eine Stanglwirtin erfüllt. Sie fügt sich bestens ein in die Reihe einer Maria Schlechter und einer Anna Hauser, den zwei legendären musikalischen Wirtinnen beim Stangl. Und was das erfreulichste ist, den drei Kindernwurde die musikalische Begabung ihrer Eltern mit in die Wiege gelegt. Beim Auftritt der Stangl-Familie wird gesungen und musiziert, dass es eine Freude ist.
Hannes spielt hervorragend die diatonische Zugin. Der zukünftige Stanglwirt ist der Individualist der Gruppe. Es gab einmal eine Zeit, zu der er nur barfüßig auftrat. Kein sanfter Zwang seitens der Eltern half, er behauptete fest und steif, dass er nur so spielen könnte. Da staunte selbst die frühere amerikanische Präsidentengattin Hillary Clinton, als sie beim Stanglwirt zu Besuch war. Jetzt weiß also jeder, warum bei älteren Aufnahmen der Stanglfamilie der Jüngste immer barfuss zu sehen ist. Hannes beschäftigt sich auch mit dem Gitarrespiel, aber insgeheim ist seine Leidenschaft das Schlagzeug. Maria, die älteste Tochter beherrscht das Hackbrett und Elisabeth begleitet den Gesang der Geschwister mit der Gitarre. Hauser spielt die Gitarre im Ensemble und Magdalena, seine Frau, ist Meisterin auf dem Raffele. Gesungen wird in allen möglichen Besetzungen, so ergibt sich eine abwechslungsreiche Gestaltung der Auftritte, die immer zahlreicher verlangt werden und gut beim Publikum ankommen.
Mit der Stanglfamilie schließt sich der große Kreis der Sängerinnen und der Sänger, welche beim Stanglwirt tätig waren und und es auch noch sind. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die jetzigen Wirtsleute, dass die Sänger immer wieder gerne einkehren und sich ein wenig als zur Familie gehörend fühlen. Erinnerungen werden ausgetauscht, dann wird natürlich gesungen, wie es beim Stangl immer schon Brauch war. Wie selbstverständlich gesellen sich Hauser und Magdalena zur Runde und dann kann es schon vorkommen, dass sich der Abend wieder einmal lang hinzieht, aber auch das gehört zur Tradition des Hauses. Der Gesang, der hier gepflegt wird, kommt von Herzen und wendet sich nicht Beifall heischend an die Zuhörer. Das schlichte Volkslied braucht keine profimäßige Präsentation und keine technische Verfremdung, das Laute, das Vordrängende, ist der kommerziellen Unterhaltungsmusik vorbehalten.
Man hat der echten Volksmusik schon einen langsamen Tod vorausgesagt, das Gegenteil ist eingetreten. Viele Leute sehnen sich wieder zurück an das Einfache, sie sind fasziniert von der Innigkeit und Poesie der alten Lieder. Wer einmal dabei gewesen ist bei einem dieser Sängerabenden und in die Gesichter der Sänger und Zuhörer geblickt hat wird dem zustimmen und als Beweis gelten lassen, wenn es heißt:
Wo man singt, |
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Jänner 2013