Adventsingen 1966

Bericht vom Adventsingen im Alpbacher Gemeindesaal 1966

Tiroler Nachrichten 1966, Nr. 295, S. 4
Weihnachtliche Idylle in Alpbach
Herzerfreuendes Adventsingen im winterlichen Bergdorf

Die abendliche Fahrt durch den winterweißen Wald endet nach ein paar verwegenen Kehren unversehens mitten im Dorf Alpbach. Licht fällt aus den Fenstern behäbiger Häuser auf die Schneebuckel, auf die Kirchhofmauer und auf das spitzgiebelige Gotteshaus. Jeder Vorsprung, jedes Gesims, jedes Dach trägt bauschige Winterzier. So viel weißer Flaum dämpft selbst den Glockenschlag hoch vom Turm.

Dann drängen sich Weiber und Männer um die Tür zum Gemeindesaal. Drin füllt sich jedes Plätzchen. Erwartungsvolle Blicke gehen zum goldenen Weihnachtsengel an der Stirnwand, dem zu Füßen schon Harfe und Hackbrett der Sänger und Musikanten harren. Da treten sie auf und rücken zusammen: die Alpbacher in roten Leibln, mit blitzenden Blasinstrumenten, mit Zither und Gitarre, gefolgt von einer Schar weiblicher Dorfjugend in der kleidsamen Taltracht. Die Jagerhäusl-Diandln aus der Brixlegger Nachbarschaft, diesmal mit ihrer Stubenmusig in männlich verstärkter Besetzung. Die vier Tuxer Sänger in weißlodenen Wämsern und groben rotgezwickelten Kniehosen. Der Dreigesang der Reith-im-Winkler Buabm in der Ledernen ihrer Heimat. Nicht zuletzt Sepp Landmann, der Gestalter und Sprecher der Feierstunde.

Eine Weihnachtsweise der Bläser leitet ein. Saiten- und Blockflötenklang, Lieder aus Mädchen- und Männerkehlen wechseln ab mit gesprochenem Wort. Im Singen und Sagen wird gegenwärtig, was eh und je zur Vorweihnacht die Menschen unseres Landes bewegt hat: die Engelsbotschaft an die Jungfrau, der Gang Mariä übers Gebirge zur Base Elisabeth, die Herbergsuche des heiligen Paares. Den heimatlichen Ton schlägt doppelt vernehmlich ein so licht-lebendiges Gesprächsspiel etlicher Knechte und Mägde an, die unter sich die himmlischen Vorzeichen und das Verkündigungswort der Engel auf gut alpbacherisch abreden und damit hinüberleiten zu den urwüchsigen Hirtengsangeln. Eine letzte Bläserweise rundet den vorweihnachtlichen Reigen ab.

Herzlicher Beifall lohnt das wohl gefügte Gemeinschaftswerk, an dem vor allem Sepp Landmann, Lehrer zu Ebbs und unermüdlicher Hüter des heimatlichen Liedes, wie Peter Moser, Waldaufseher, Organist und Kapellmeister der Alpbacher, verdienstvollen Anteil haben. Und allen gereicht es zur Ehre, dass nicht nur das Dorfvolk mit Pfarrer und Bürgermeister in Scharen zugegen war, sondern dass auch die Landeshauptstadt eine stattliche Vertretung geschickt hatte, an der Spitze der Intendant des Tiroler Rundfunks, Hofrat Prof. Dr. Josef Scheidle, daneben Regierungsrat Dr. Ernst Eigentler von der Kulturabteilung der Tiroler Landesregierung und Frau Fachinspektor Herma Haselsteiner vom Landesschulrat für Tirol. Anerkennung bedeutete es nicht minder, wenn Ausschnitte des 5. Alpbacher Adventsingens von einer Aufnahmegruppe der Tiroler Wochenschau festgehalten worden sind.