Page 44 - Trostbuch
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Wer den eigenen Schatten überspringt, hat die Hürde         mehr geschenkt hat.“ Er sprach zu ihm: ,,Du hast
        zum ewigen Leben genommen.                                  richtig geurteilt!“
                                                                    Dann wandte er sich zu der Frau und sagte zu
      „ “  Es bat ihn einer von den Pharisäern, dass er bei         Simon: ,,Siehst du diese Frau? Ich kam in dein
                                                                    Haus, und du gabst mir kein Wasser für meine
           ihm esse, und er trat in das Haus des Pharisäers
           und begab sich zu Tisch. Und siehe, da brachte           Füße, sie aber benetzte meine Füße mit ihren
           eine Frau, die in der Stadt als Sünderin lebte und       Tränen und trocknete sie ab mit ihren Haaren.
           erfahren hatte, dass er im Haus des Pharisäers           Du gabst mir keinen Kuss, sie aber hörte seit
           zu Tische sei,  ein Alabastergefäß mit  Salböl           meinem Eintreten nicht auf, meine Füße zu
           herbei, trat weinend von rückwärts neben sei-            küssen. Du salbtest mein Haupt nicht mit Öl,
           ne Füße hin und begann mit ihren Tränen seine            sie aber salbte mit Salböl meine Füße. Darum
           Füße zu benetzen und trocknete sie ab mit den            sage ich dir: Vergeben sind ihre vielen Sünden,
           Haaren ihres Hauptes, küsste seine Füße und              denn sie hat viel geliebt. Wem aber wenig ver-
           salbte sie mit dem Salböl. Als der Pharisäer, der        geben wird, der liebt auch wenig.“ Und er sprach
           ihn geladen hatte, dies sah, sprach er bei sich:         zu ihr: ,,Vergeben sind deine Sünden!“ Da fingen
           ,,Wäre dieser ein Prophet, so würde er wissen,           die Tischgenossen an, für sich zu sagen: ,,Wer
           wer und was für eine Frau ihn anrührt, da sie            ist dieser, der sogar Sünden vergibt?“ Er aber
           doch eine Sünderin ist.“ Jesus aber sprach zu            sprach zu der Frau: ,,Dein Glaube hat dir gehol-
           ihm: ,,Simon, ich habe dir etwas zu sagen.“ Der          fen! Geh hin in Frieden!“
           sagte: ,,Meister, rede!“ ,,Ein Gläubiger hatte zwei      (Lk 7,36-50)
           Schuldner. Der eine war ihm fünfhundert De-
           nare schuldig, der andere fünfzig. Da sie nicht      Sie hat es aus Liebe für uns alle getan.
           imstande waren zu zahlen, schenkte er es bei-
           den. Wer nun von diesen wird ihn mehr lieben?“      „ “  Jesus aber ging zum Ölberg. Frühmorgens kam
           Simon antwortete: ,,Ich vermute, der, dem er             er wieder in den Tempel. Das ganze Volk kam



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